Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Landwirtschaft
DOI:
https://doi.org/10.15150/lt.2023.3296Abstract
Die Landwirtschaft setzt – wie auch andere Branchen – bereits eine Vielzahl an digitalen Technologien ein, was einen maßgeblichen Einfluss auf die Arbeitsgestaltung hat. Dies wird dann als Arbeit 4.0 bezeichnet. Ziel dieses Beitrages ist es, das Arbeitssystem in der Landwirtschaft zu charakterisieren und aufzuzeigen, inwieweit sich Arbeitsinhalte und –bedingungen infolge von Digitalisierungsprozessen verändern und welche Auswirkungen dies auf die Arbeitspersonen hat. Darauf basierend wird ein aktueller Überblick über die mit dem digitalen Wandel verbundenen Chancen und Potenziale gegeben. Ebenso werden Spannungsfelder und Risiken analysiert. Das Arbeitssystem verändert sich insofern, dass mit „Big Data“ Informationen neuer Qualität zur Verfügung stehen. Durch den Informationszuwachs und die Vernetzung von Systemen – sowohl im Stall als auch auf dem Feld – ergeben sich erweiterte Handlungsspielräume. Arbeitsabläufe können zunehmend digitalisiert ausgeführt werden. Die Arbeitspersonen sind vermehrt mit Planungs- und Kontrollaufgaben sowie der Reflektion von Produktionsprozessen konfrontiert. Bei der Durchführung von Aufgaben können Assistenz- und autonome Systeme unterstützen und die Personen bei verschiedenen Funktionen ergänzen oder ersetzen. Die neuen Arbeitsstrukturen sind insbesondere durch Prozesse der Flexibilisierung, Entgrenzung, neue Formen der Zusammenarbeit und zunehmende Relevanz von Wissensarbeit geprägt. Das Volumen der Daten (in Echtzeit) und die Vielfalt an Informationen erhöhen die Anforderungen an die Fähigkeiten, die Fertigkeiten und die Kompetenzen der Arbeitspersonen. Wesentliche Herausforderungen bei der Umsetzung digitaler Lösungen liegen unter anderem in der fortschreitenden Komplexität der Systeme, in der IT-Sicherheit und in der Investitionsbereitschaft. Daraus folgt, dass Kompetenzen und Qualifikationen ständig den Erfordernissen der digitalen Transformation anzupassen sind.
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